Dass manchmal Aliens auf die gute, alte Erde kommen, um sie zu zerstören, zu besetzen oder zu infiltrieren, wissen wir frühestens seit H.G. Wells Der Krieg der Welten und spätestens seit Akte X oder Independence Day. Diese Art Begegnung mit Außerirdischen verläuft immer recht spannend und abenteuerlich. So auch in Robert Silverbergs neuestem Roman Die Jahre der Aliens, in dem wir es ebenfalls mit einer Horde Aliens zu tun haben, die mit ihren gigantischen Raumschiffen zur Erde kommen. Anders als in den meisten filmischen Umsetzungen dieser Art beschreibt Silverberg übermächtige Außerirdische, die es nicht nötig haben, zu zerstören oder im Verborgenen zu arbeiten. Diese Aliens bedienen sich viel feinerer Mittel, sie schalten zunächst einfach den Strom auf der gesamten Erde ab und nehmen den Menschen jede Möglichkeit, sich zu wehren. Mit einem weltweiten Netz von Spitzeln und Überwachungstruppen zwingen sie schließlich weite Teile der Erdbevölkerung zu Sklavendiensten. Bleibt da überhaupt noch eine Möglichkeit zum Widerstand? Durchaus. Wir begleiten über Jahrzehnte hinweg die amerikanische Familiensippe der Carmichaels, die -- zurückgezogen auf ihrer Ranch in der Nähe von Santa Barbara -- ein Nest des internationalen Widerstands bilden. An dieser Stelle entfaltet Silverbergs Roman auch sein volles Potenzial. Äußerst liebevoll und detailliert schildert er die einzelnen Familienmitglieder, ihre Beziehungen untereinander und ihre sehr unterschiedlichen Charakterzüge. Aber so unterschiedlich sie mitunter auch sind -- ein Gedanke verbindet alle Angehörigen dieser im amerikanischen Militär verwurzelte Sippe: Sie möchten die Erde wieder befreit sehen. Allerdings ist es nicht leicht, gegen einen übermächtigen Gegner zu operieren. Erst in der dritten Carmichael-Generation meint man den Hauch von Hoffnung zu spüren. Wie das Ganze ausgeht und ob es gut ausgeht, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Es bleibt jedenfalls spannend bis zum Schluss. Silverberg hat zu einem klassischen Science-Fiction-Thema einen klassischen Abenteuer-Roman geschrieben. --Peter Sowade |