| Die Form bewahren, Etikette zeigen, höflich sein, sich benehmen -- alles Relikte aus einer Zeit, als man noch bei den Schwiegereltern in spe um die Hand der Tochter anhielt? Fehl am Platz in unserer Gesellschaft der Jugendlichkeit, des lockeren "Hey" und "Was geht ab"? Mitnichten, meint zumindest Inge Wolff, erfahrene Kniggedame und Chefredakteurin des Loseblattsammelwerks Stil und Etikette. Für sie ist korrektes Verhalten eine ständig neu zu definierende, mit der Zeit sich wandelnde Konvention, um ein reibungsloses Miteinander erst wirklich zu ermöglichen. Ihr neuestes Buch Umgangsformen ist eine gelungene Gehhilfe für so ziemlich jedes gesellschaftliche Parkett. Ob es sich um Entschuldigungen handelt, um Einladungen, das erlaubte Benutzen und tunliche Vermeiden moderner Kommunikationsmittel, um Familienfeste, Tischsitten, förmliche oder plaudernde Konversation, das Tanzen im Allgemeinen und das Führen im Besonderen, ja sogar das gekonnte Verzehren von Schnecken -- man sollte nicht glauben, wo überall Fallstricke lauern. Inge Wolffs Tipps sind direkt, verbindlich und sehr konkret. Situationen sind en détail beschrieben, ohne dass man das Gefühl hat, mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger gegängelt zu werden. 344 Seiten sind so prall gefüllt mit perfekten Handreichungen für ein Leben ohne Peinlichkeiten. Mag auch das eine oder andere Foto zur Unterlegung einer bestimmten Situation doch etwas an der Realität vorbeigehen -- insgesamt handelt es sich um spannende Lektüre, bei der man sich auch selbst überprüfen kann. "Nobody is perfect", aber warum eigentlich? --Matthias F. Mangold |
